Was ist Ayurveda?


Ayurveda ist eine jahrtausendealte indische Gesundheitslehre. Der Begriff "Ayurveda" leitet sich von den indischen Wörtern Ayus = Leben und Veda = Wissenschaft, Wissen ab, bedeutet also „Wissen vom Leben“. Die Grundlagen des Ayurveda wurden in den über 5.000 Jahre alten vedischen Schriften festgehalten, wie auch die des Yoga. Die beiden Systeme ergänzen einander und werden daher auch als „Schwester-Wissenschaften“ bezeichnet: Der Ayurveda zieht zur Gesunderhaltung wie auch zur Therapie von Körper, Geist und Seele individuell passende Yoga- und Atem-Übungen sowie Meditation hinzu. Im Yoga gilt der Grundsatz, den Körper gesund zu halten sowie wertschätzend und gewaltfrei nicht nur mit anderen, sondern auch mit sich selbst umzugehen, wozu ein ayurvedischer Lebensstil bestens geeignet ist.

 

Der Ayurveda zielt auf die Gesunderhaltung ab (Ansatz der Salutogenese), im Gegensatz zur westlichen Schulmedizin, die das Prinzip der Pathogenese verfolgt, bei der man erst zum Arzt geht, wenn eine manifeste Krankheit vorliegt. Der Ayurveda setzt also im präventiven Bereich an, und fordert demgemäß von jedem Menschen einen seine persönliche Gesundheit fördernden Lebensstil, was wiederum dessen Eigenverantwortlichkeit, Selbstwirksamkeit und Selbstbehauptung fordert und fördert. Bei Beschwerden wird nicht nur das Symptom behandelt, sondern - ggf. nach dessen Akutversorgung – immer nach der zugrundeliegenden Ursache gesucht, um diese zu beheben. Hierbei wird nicht nur der betroffene (körperliche) Bereich betrachtet, sondern es werden alle Lebensbereiche einbezogen. Diese ganzheitliche Betrachtungsweise kommt gut durch den Spruch zum Ausdruck: „Der Ayurveda behandelt nicht ein Symptom, sondern einen Menschen.“ Damit ist der Ayurveda nicht etwa besser als die westliche Schulmedizin, aber er ergänzt sie sehr sinnvoll.

 

Der Ayurveda unterscheidet bei uns Menschen drei Typen von Lebensenergien bzw. Grundkonstitutionen, die sogenannten Doshas: Vata, Pitta und Kapha. Die Doshas setzen sich wiederum aus jeweils zwei der fünf „großen Elemente“ zusammen: Luft, Äther, Feuer, Erde und Wasser, die jeweils bestimmte Qualitäten in der Natur symbolisieren, also nicht den chemischen Elementen entsprechen.

 

Vata besteht aus Luft und Äther.

Pitta besteht aus Feuer und Wasser.

Kapha besteht aus Wasser und Erde.

 

Den Doshas werden jeweils bestimmte Eigenschaften zugeordnet, die dann auch den Menschen prägen:

 

Vata, das Bewegungsprinzip: leicht, beweglich, trocken, rau

Pitta, das Transformationsprinzip: feurig, hitzig, scharf, durchdringend

Kapha, das Strukturprinzip: schwer, stabil, kalt, feucht, schleimig

 

Jedes Dosha hat einen Hauptsitz im Körper, wo sich dann auch ein ggf. auftretendes Ungleichgewicht manifestiert:

 

Vata: Dickdarm. Typische Krankheiten: Schmerzen, Störungen des Nervensystems und der Verdauung

Pitta: Dünndarm und Magen. Typische Krankheiten: Entzündungen, Infektionen

Kapha: Brustkorb (Schleimproduktion). Typische Krankheiten: Übergewicht, Ödeme, Lungenerkrankungen, im Frühjahr: Schleimbildung mit Atemwegsinfekten

 

Jeder Mensch trägt alle drei Doshas in sich, jedoch sind sie bei jedem von uns in unterschiedlichen Anteilen vorhanden, keiner gleicht dem anderen. So, wie sich aus den drei Grundfarben Rot, Gelb und Blau unendlich viele weitere Farbtöne mischen lassen, kommt jeder einzelne Mensch mit seiner eigenen Mischung der drei Doshas zur Welt, der sog. Ur-Konstitution. Hieraus ergibt sich unsere Individualität. Obwohl in jedem Menschen alle drei Doshas vorhanden sind, überwiegen zumeist zwei Doshas, so dass es sehr wenige reine Vata-, Pitta- und Kapha-Typen gibt, aber viele Vata-Pitta-, Pitta-Kapha- und Kapha-Vata-Mischtypen. Äußerst selten sind die Doshas in etwa gleichwertigen Anteilen vorhanden, sog. Tridosha-Typ.

Nach dem ayurvedischen Verständnis entstehen Beschwerden und später Krankheiten aus einem Ungleichgewicht der Doshas – und zwar nicht untereinander, sondern in bezug auf das Dosha-Mischungsverhältnis, das bei der Geburt bestand, also zur Ur-Konstitution. Umgekehrt ausgedrückt, definiert der Ayurveda Gesundheit als Ausgeglichenheit der Doshas, gemessen an der individuellen Ur-Konstitution.